Um es mit den Worten von Jesper Juul (zum Thema Pubertät) zu beschreiben: Die Midlife-Crisis ist eine Tatsache. Es geht nicht darum, ob man sie hat, sondern wann.
Ähnlich einer Handykamera, bei der wir gewohnt sind, dass sowohl Belichtung als auch Autofokus klaglos funktionieren und wir unendlich viele Fotos machen können, ein Gutes wird schon dabei sein, ist das normale Leben, sind die bisherigen Lebensentscheidungen gefallen. Doch plötzlich…nein, eher schleichend…wird alles anders.
In der Midlife-Crisis ist es, als ob wir eine alte analoge Spiegelreflexkamera bedienen, bei der wir selber bei jedem Foto Hand anlegen, am Objektiv scharf stellen und mühevoll die Belichtung ausrechnen müssen. Und kaum glauben wir, alles ins rechte Licht gerückt zu haben, um DAS Foto zu machen (es muss schon ein Besonderes sein, wir haben nicht unendlich Film in der Kamera), bewegt und verändert sich schon das Motiv und wir beginnen von Neuem.
Das Motiv ist unser Leben, der Film unsere gefühlte verbliebene Zeitspanne. Und wenn wir schon alles im Vorbeigehen mit dem Handy fotografiert haben, merken wir doch, dass wir jetzt mehr Qualität wollen. Wirklich gute Bilder, bewusst fotografiert.
So wie in unserem Leben. Alles was wir bisher gelebt haben, wird genau auf die Waagschale gelegt und hinterfragt.
- Waren meine bisherigen Entscheidungen richtig?
- Lebe ich das Leben, dass ich leben will?
- Erfüllt mich mein Job?
- Erfüllt mich meine familiäre Situation und genügt sie für ein erfülltes Leben?
Frauen fragen oft, was sie beruflich oder privat Erfüllendes machen wollen, wenn die Kinder aus dem Gröbsten draußen sind. Das kann passieren, wenn diese in den Kindergarten kommen oder auch, wenn sie erwachsen sind und das Haus verlassen.
Männer hinterfragen meist, ob sie schon alles erreicht haben, was sie erreichen wollten, ob das (der bisherige Erfolg oder/und die Familie mit dem verbundenen Alltag) schon alles ist.
Also gar nicht so verschieden, die Midlife-Crisis ist nicht mehr beschränkt auf Männer mit 45, die sich eine Porsche kaufen und plötzlich ihre Familie verlassen, um eine Beziehung mit ihrer Sekretärin zu haben, wie der Ruf dieser Krise suggeriert.
Auswege aus der Krise suchen Männer und Frauen auch ähnlich, weiß ich aus meiner Paarcoaching-Praxis. Die Gleichberechtigung bringt mit sich, dass plötzlich auch Frauen losgehen und Halligalli-Drecksauparty machen, um mal irgend etwas zu verändern, irgendwo anzufangen.
Und gleichzeitig gibt es auch immer mehr bewusste Männer, die sich selbst fragen, was sie denn wirklich Sinnvolles in ihrem Leben machen könnten, ein Projekt (Buch, Film), soziales Engagement, etc. Oder sich auf sich konzentrieren, auf ihr Aussehen oder auf Gesundheit.
Und auch nach wir vor umgekehrt.
Gleich ist bei beiden das Diffuse, Unklare in den Handlungen und im Denken. Weil die Krise schleichend kommt, im ersten Moment gar nicht fassbar ist. Irgendetwas ist anders, drängt uns zur Veränderung. Erst wenn diese Lebenskorrekturen mehr werden, fällt es anderen auf. Und dann hat die Krise plötzlich auch für den Partner Relevanz.
Er/Sie ist so anders, nicht mehr fassbar, begreifbar. Ich komm nicht mehr an ihn/sie ran. Kein Wunder, kommt doch die betroffene Person meist grad selbst nicht an sich ran.
Aber es gibt Licht am Ende des Objektivs. Laut Studien erleben Menschen hinsichtlich kognitiver Leitungsfähigkeit und teilweise auch physischer eine sogenannte U-Kurve. Das heißt, dass in der Mitte des Lebens diese Fähigkeiten nachlassen, sich dann aber wieder erholen.
Irgendwann stellt sich Autofokus und Belichtungsautomatik wieder ein und Gelassenheit bekommt eine Chance. Der Weg dahin ist eine Entdeckungsreise ins eigene Ich.
Was will ich wirklich, wirklich, wirklich in meinem Leben, was erfüllt mich, ist meist die Frage, die im Fokus steht.
Männer ziehen sich zur Lösung dieser Frage oft in ihre berühmte Höhle zurück und versuchen das Problem selbst zu lösen. Was schade ist, haben Männer doch seit Jahrtausenden in einem guten „Palaver“ immer wieder Themen diskutiert und Weisheiten mit anderen, oft auch Älteren ausgetauscht.
Frauen suchen aber auch gerne die Veränderung im Außen. Beschäftigung ist hier das Thema, Ablenkung das dahinter liegende Thema. Doch grundsätzlich sind sie auch eher bereit, sich mit Hilfe von Außen mit dem Thema zu befassen.
Aber auch hier gilt, Verallgemeinerung ist nicht mehr angebracht, männliche und weibliche Klischees grad noch auf unsere männlichen und weiblichen Anteile, die wir alle in uns haben, anwendbar. So wie es C.G.Jung bereits mit „Anima“ und „Animus“ dargestellt hat.
Auf dem Weg dorthin, zum eigenen Ich, den eigenen Wünschen und zur Klarheit begleite ich Euch/Dich gerne. Mit meinem Ich-Coaching, Beziehungscoaching oder Elterncoaching. Zum Beispiel in den Praxisräumen von Innerpeace in Wien im 6. (Stumpergasse) der 9.Bezirk (Alserstraße). Gerne auch in meiner Praxis in Gablitz bei Wien oder beim Gehen in der Natur. Ab dem Frühjahr auch wieder in den Wiener Alpen.
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